Christuskapelle Großalbershof
Die Christuskapelle
Zur Bewahrung der Schöpfung in Gottes schöner Natur und um ihren Widerstand gegen die geplante Mülldeponie in Großalbershof beim Kühberg unter den Schutz Gottes zu stellen, erbauten zahlreiche Bewohner und Helfer aus den benachbarten Dörfern fast „über Nacht“ diese Christuskapelle.
Die Einweihung erfolgte am Sonntag, 11. Juli 1993 durch die Ortsgeistlichen Pfarrer Josef Wittmann, kath. Pfarrei Edelsfeld und Pfarrer Roland Raum, evangelische Kirchengemeinde Edelsfeld.
Juli 1993
Errichtung einer Kapelle auf der Wiese der Familie Übler, Großalbershof
11. Juli 1993
Einweihung der Christuskapelle
Ein Dankeschön allen Helferinnen und Helfern, die angesichts der sehr ernsten Situation innerhalb kürzester Zeit dieses Schmuckstück errichtet haben.
Die Christuskapelle besuchen!
Die Christuskapelle wird auch heute noch gepflegt und kann jederzeit besucht werden.
Bitte beachten Sie, dass sich die Kapelle in einem schwer zugänglichen und geschützten Waldgebiet befindet in dem nur äußerst selten Wanderer oder Spaziergänger unterwegs sind.
Verhalten Sie sich bitte entsprechend rücksichtsvoll.
Andachten an der Christuskapelle
Regelmäßig finden an der Christuskapelle Andachten statt, zu denen die Bevölkerung der umliegenden Ortschaften zusammenkommt. Da die Andachten nur bei stabiler Wetterlage gefeiert werden können, werden die Termine jeweils kurzfristig in der Tagespresse und im Schaukasten am Bushäuschen in Großalbershof veröffentlicht.
Chronologie zur Errichtung der Mülldeponie
Juli 1990
Suche der Stadt Amberg und des Landkreises Amberg-Sulzbach nach einem Deponiestandort zur Entsorgung von Hausmüll, der weder stofflich noch thermisch (Müllverbrennung) verwertbar ist.
Aus insgesamt 26 Vorschlägen bleiben am Ende sieben „geeignete Standorte“ übrig. Einer davon der „Wald in Großalbershof“.
23. Juli 1990
Gründung der Bürgerinitiative Großalbershof nach einer Informationsveranstaltung mit 100 Bürgerinnen und Bürger in Forsthof, um die Mülldeponie auf den geplanten Standort zwischen Großalbershof und Riglashof zu verhindern. Die Gegner des Standortes formieren sich zur „Bürgerinitiative Großalbershof“.
31. Juli 1990
Der Stadtrat der Stadt Sulzbach-Rosenberg beschließt Probebohrungen für die Mülldeponie im Wald bei Großalbershof.
13. August 1990
Die Gemeinde Edelsfeld führt eine Infoveranstaltung im Gasthof Pesold in Weißenberg durch und ruft zusammen mit der BI Großalbershof zur Naturbegehung auf.
09. September 1990
150 Bürgerinnen und Bürger spazieren zum geplanten Deponiestandort. Der Bund Naturschutz erläutert verschiedene Aspekte, die gegen den Standort sprechen. Viele Pflanzenarten aus der sogenannten „Roten Liste“ wachsen hier in diesem Gebiet.
18. September 1990
Der Stadtrat spricht sich einstimmig gegen die Deponie aus. Die Stadt Sulzbach-Rosenberg stellt den Großalbershofer Wald unter besonderen Schutz. Um die Natur unangetastet zu lassen, weist der Stadtrat das Gebiet als „Landschaftsbestandteil nach Art. 12 des Bayerischen Naturschutzgesetzes“ aus. Dies sei ein noch höherer Schutzrang als der eines Landschaftsschutzgebietes, erklärt 1. Bürgermeister Gerd Geismann.
31. September 1990
Emotionsgeladene Diskussion zum geplanten Deponiestandort. Kreistagsmitglieder Angelika Kühn (Grüne), Hans-Jürgen Reitzenstein (FDP/FW), Richard Gaßner (SPD), Franz Kustner (CSU), Willi Morgenschweis (CSU) als Vertreter der Politik, stellen sich den kritischen Fragen der Bürger. SRZ 02.10.1990
05. Oktober 1990
Die BI Großalbershof und der Bund Naturschutz übergeben dem Landrat Dr. Hans Wagner 2619 Unterschriften. Ein Kampf gegen die Mülldeponie im Waldgelände beginnt!
01.März 1991 bis 01. November 1991
Durchführung von Bohrarbeiten an acht Bohrstellen am Rande des Deponiegeländes zur Feststellung der Boden- und Grundwasserverhält-nisse.
21. Oktober 1992
Von der Regierung der Oberpfalz ist zu hören, dass der Standort bei Großalbershof durchaus geeignet sei, obwohl das betroffene Gebiet von den Höheren Naturschutzbehörden als unbedingt „schutzwürdig mit überregionaler Bedeutung“ eingestuft wird.
05. November 1992
Der Landkreis Amberg-Sulzbach stellt den Kiefernwald in den Flurlagen „Langenteile, Brutteile und Zwerchteile“ der Gemarkung Großalbershof unter Naturschutz. In einem Teilstück des Waldes befindet sich der einzige Standort im Landkreis mit der Pflanze „Iris sibirca“, die hier flächendeckend wächst.
01. Dezember 1992
Der Regierungspräsident der Regierung der Oberpfalz, Karl Krampol verkündet, dass der Standort Großalbershof für die Großdeponie geeignet sei. Der Standort entspricht den Erfordernissen der Raumordnung für eine Restmülldeponie. Allerdings ist der Naturschutz im Raumordnungsverfahren zu wenig gewichtet.
14. Dezember 1992
Großalbershof erhitzt die Gemüter im Kreistag. Sulzbach-Rosenberg werde alles tun, um die Restmülldeponie zu verhindern. Bürgermeister Gerd Geismann und Landrat Dr. Hans Wagner kämpfen vehement weiter gegen den geplanten Standort.
18. Dezember 1992
Harsche Kritik an der Stellungnahme des Oberbürgermeisters Wolfgang Dandorfer und dem Umweltausschuss der Nachbarstadt Amberg. Von allen alternativen Standorten komme nur noch Großalbershof in Frage! Die BI ruft zum „Boykott gegen Amberg“ auf! Denn es könne nicht nach diesem Motto gehandelt werden:
„Amberg den Speck, Sulzbach-Rosenberg den Dreck“.
20. Dezember 1992
Massiver Protest von fast 1000 Menschen auf dem Kinderspielplatz in Riglashof (400 m Luftlinie von der Deponie entfernt) gegen. die Absicht, bei Großalbershof eine Deponie für Restmüll einzurichten. MdL Armin Nentwig und Landrat Dr. Hans Wagner sind unter den Teilnehmenden und empfehlen, das Anliegen in einer Petition vor den Landtag zu bringen.
Ein weiterer Schritt wäre es, das Raumordnungsverfahren auf den Truppenübungsplatz Grafenwöhr auszudehnen. Ebenso werden die Teilnehmer wiederholt aufgerufen, nicht mehr so viel Müll zu produzieren.
Januar 1993
Landrat Schuierer vom Landkreis Schwandorf kündigt die Beantragung eines Planfeststellungsverfahrens an. Der Schwandorfer Kreisverwaltung obliegt die Federführung des Zweckverbandes zur Beseitigung des Restmülls
Februar 1993
Landrat Dr. Hans Wagner und die CSU-Fraktion setzen auf ein neues Raumordnungsverfahren. Der Landrat verwies in diesem Zusammenhang auf die Reduzierung des Müllaufkommes hin. „Wir sind auf diesem Sektor bayernweit spitze“ berichtet Wagner von der positiven Entwicklung.
14. April 1993
Bürgerinitiative Großalbershof und Dorfgemeinschaft Riglashof pflanzen Bäume am Bohrloch 8 auf der Waldwiese von Klaus Übler.
11. Juli 1993
Einweihung der Christuskapelle
08. Oktober 1993
BI Petition wird vom Ausschuss für Landesentwicklung und Umweltfragen des Bay. Landtages abgelehnt! MdL Nentwig regt den Standortvorschlag Truppenübungsplatz zur Prüfung an.
18. November 1994
Diskussionssendung über den geplanten Reststoffdeponie-Standort Großalbershof durch den Bayerischen Rundfunk in „Ostbayern heute“. Die Teilnehmer hoffen auf ein Einlenken des Regierungspräsidenten.
Januar 1995
Landrat Dr. Wagner und der Kreistag verweigern die Unterschrift für das Planfeststellungsverfahren. Ein weiteres Gutachten von „nicht auf Mülldeponiesuche“ gehenden Fachleuten bringe ein anderes Ergebnis, welches an den Zweckverband Abfallbeseitigung mittlere Oberpfalz gesandt wurde. Das hiesige Waldgebiet beinhaltet viele reichstrukturierte Landschaften, die Sandgruben, einige Feuchtbereiche, angrenzende Weiheranlagen und vieles mehr an biologisch Wertvollem. Es bestehe weiterer Untersuchungsbedarf über die Wassersituation sowie darüber, welche Tier- und Pflanzenarten dort vorhanden seien. Landrat Dr. Wagner wendet sich an Ministerpräsident Edmund Stoiber und bittet um Unterstützung.
Januar 1996
Das Planfeststellungsverfahren wird bis auf weiteres ausgesetzt. Der Urzustand im Bereich der Bohrungen wird wieder hergestellt. Die Deponie Haderbühl im Truppenübungsplatz ist weiter im Gespräch.
Februar 1996
Auflösung der BI Großalbershof – Landrat lobte „lebendige Demokratie“. Die Bürger bewiesen dies durch ihren aktiven Einsatz. Nicht zuletzt das gestiegene Umweltbewusstsein zu mehr Müllvermeidung und Mülltrennung sei ein großer Schritt in die richtige Richtung.
Quellen: Zeitungsausschnitte der Sulzbach-Rosenberger Zeitung, Bilder privat, Archiv Landratsamt Amberg-Sulzbach.
Gottes wunderbare Schöpfung erleben – schützen – bewahren!
Gedicht der damals 13-jährigen Schülerin Verena Bauer aus Großalbershof
Auf diesem Boden, auf dem wir hier gehn,
soll eine Mülldeponie entstehn.
Die schöne Natur, die wir hier sehn,
wird dann nicht mehr lange bestehn.
Gott schuf die Welt, wir machen sie kaputt.
Wer weiß, wie lange sie noch hält! –
denn nicht einmal für alles Geld ist sie zu ersetzen.
Soll man den tausend Bäume einfach so niedermetzeln
und das gewonnene Land mit Müll besetzen.
Jeder kann versteh´n,
was dann wird gescheh´n,
alle seltenen Pflanzen werden dann untergeh´n,
und nichts wird mehr sein wie es war.
Um dieses Gebiet zu schützen,
dafür wird uns die Kapelle nützen,
denn keiner wird es wagen,
die Kapelle wegzutragen.
Auch nicht mit dem Müll besetzen,
dann können wir vielleicht auch unseren Wald noch retten.